10. September 2001 - 1. Versuch

Wir verlassen unser Hotel - wie immer viel später als geplant - durch den Tenda-Tunnel und fahren bis La Brigue, von wo es eine Straße geben muß, die uns zur Ligurischen Grenzkammhöhenstraße bringen soll. Nach unseren Informationen kann es von La Brigue weg nur eine einzige Straße geben - aber die Wirklichkeit sieht wie immer ganz anders aus. Denn es hat den Anschein, als ob es außer der nach Fontaines weiterführenden Straße keinen einzigen Abbieger gibt. Erst als wir neben der Touristeninformation durch hohle Gasse fahren (das Ding ist kaum zwei Meter breit und geprägt von einer Ablaufrinne, so daß man sich in's Mittelalter zurückversetzt fühlt und fürchtet, daß sich alsbald ein Fenster öffnen wird, aus dem der Inhalt eines Nachttopfes prasselt). Obwohl wir nicht wirklich damit rechnen, führt diese Gasse tatsächlich zu einer Straße. Von hier aus fahren wir zwei Mal links und landen auf einer Kehrenreichen Staub- und Geröllstrecke, von der wir bereits in einem Reisebericht der Zeitung ENDURO gelesen hatten. Nach diesem Bericht erwartete ich einen Höllenritt. Denzel beschränkte sich darauf von einer Steigung von 20 % zu sprechen. Es sprach also alles für eine wenigstens schweißtreibende Fahrt. Die Kehren waren tatsächlich ziemlich eng, aber die 20 % sind uns nicht aufgefallen. Die Steine waren eher harmlos und ich konnte keine einzige von den angedrohten hinterlistigen Wurzeln erkennen.

Dieser Weg führte uns auf eine sicherlich gut 8 Meter breite Straubstraße - offenbar angelegt für Holztransporte mit LKW. Wir folgten dieser Straße und trafen auf den Col Linaire. Hier gingen einige Straßen ab und es hatten sich bereits 5 Enduros angesammelt die offenbar auch nach dem richtigen Weg suchten. Schon sprintete eine KTM-Adventure auf uns zu: Ob wir wohl eine Vorstellung hätten, wo der Weg zur Ligurischen sei. Wir einigten uns, daß der Weg halb rechts, den Berg hinauf der richtige sein mußte (ausgeschildert mit Italia). Im Entenmarsch fuhren wir in alle hinauf. Ein übles Stück Straße mit mindestens einer gemeinen Steinstufe - sie erwischte mich als ich ohnehin schon schlecht stand: Der plötzliche Anstieg des Vorderrades warf mich entgültig nach hinten, so daß ich mich nur noch am Lenker halten konnte. Die Domi interpretierte das als Aufforderung zum Weelie, den sie promt einleitete. Mein erster und das noch im Gelände. Das garantiert einen ordendlichen Adrenalienschub.

Wir erreichten den Colla di Sanson - eine schöne Gelegenheit für ein Päuschen und ein paar Benzigespräche.

Die beiden KTMs machten sich als erste auf - nachdem wir erwähnt hatten, daß der Passo die Tanarello wegen widrigster Umstände gesperrt sei, hatte sich ein gewisses Glänzen in ihren Augen eingestellt. Bei den drei verbliebenen BMWs hatte diese Erwähnung den gegenteiligen Effekt - klar der Unterschied in der Bodenfreiheit macht sicher 10 - 15 cm aus. Wir erklärten ihnen noch die Umfahrung über Mónesi und machten uns auch auf den Weg.

Selbstverständlich haben wir die Abfahrt nach Mónesi nicht genommen. Wir haben uns schon vorher verfahren und befanden uns auf dem Weg nach Triora. Aber die Strecke war auch schön und so setzten wir die Fahrt fort. Wir folgten (mit einigen Schwierigkeiten) den Schildern nach Mónesi und landeten auf einer breiten Erdstraße mit nicht unerheblicher Steigung und einigem Schotter. Ein kleiner Schilderwald, bestehend aus einem Gesperrt-Schild mit dem Zusatz 4 km und einem weiteren Gesperrt-Schild mit einer Erweiterung für LKW länger als 6 m. Seltsam. Während wir grübelten kämpfte sich ein französisches Wohnmobil den Berg hinauf. Die Insassen konnten sich das auch nicht erklären - wir zuckten kollektiv die Schultern und setzten die Fahrt fort.

Wenig später landeten wir auf der Abfahrt der Ligurischen nach Mónesi (muß der Passo Garlenda sein). Wir folgten dem nach rechts führenden Hinweis "Rg C. Garezzo". Gemeint ist damit ein 60 m langer Scheiteltunnel:

Von hier aus müssen es noch gut 40 km bis zum Colle di Tenda sein. Denzel verspricht hinsichtlich des Straßenzustandes noch einige Überraschungen. Angesichts der vorgerückten Stunde und dem soeben erstarkten Selbstbewußtsein der Domipilotin (es soll noch etwas Pflege erhalten) entschlossen wir uns umzukehren.

Kurz bevor wir den Passo Garlenda wieder erreichten, trafen wir wieder auf die BMWs. Sie waren wohl kurz am Passo die Tanarello gewesen und berichteten von ordentlichen Steinstufen über die sie die dicken Gummikühe wohl nicht hätten wuchten können (schon gar nicht mit Gepäck). Zudem hatten sie eine frische Öllache an einer der ersten Stufen gefunden. Da hat sich heute wohl schon ein anderer den Motor aufgeschlagen.
Wir empfahlen ihnen noch das Fort Central zur Übernachtung - (das Marguerie war wohl keine Alternative, weil man da nicht mit dem Motorrrad hinein kommt).

Zwischen Garezzo und dem Collardente wurde uns noch ein 450 Meter langer Tunnel geboten.

Die Abfahrt veränderten wir im Vergleich zum Hinweg. Kurzentschlossen blieben wir auf der LKW-Strecke und gelangten bis N.D. des Fontaines - ca. 6 km hinter La Brigue. Eine vollkommen unproblematische Strecke, die aber nicht nur für LKW gebaut wurde, sondern auch von diesen befahren wird. Die brettern mit einem Affenzahn den Berg hinauf - ohne Rücksicht auf Verluste. Es empfiehlt sich daher möglichst rechts zu fahren.

In Tende entschließen wir uns gegen den Tunnel und gönnen uns nochmals die 48 Kehren zum Pass hinauf. So ohne Gepäck und praktisch ohne Verkehr kann die Fahrt ein richtiger Genuß sein. Auch die Anlieger sind für die bergauf Strecke besser geeignet.

Statistik
Tageskilometer 140  
Startzeit 10:15 Uhr  
Endzeit 18:30 Uhr  
Denzel

Kz. 436

Tenda-Straßentunnel
  Kz. 437 Ligurische Grenzkammstr
 

Kz. 435

Colle di Tende