7. September 2001 - Jetzt aber

Es steht wieder Frankreich auf dem Plan. Der Col de Parpaillion. Bei den Vorbereitungen hatte ich gelesen, daß es da eine Streckensperrung gab, weil der Tunnel eingestürzt war. Die Info war fast 2 Monate alt und neuere Infos waren nicht zu bekommen. Also ließen wir es darauf ankommen.

Wir starteten Richtung Vinadio über den Col de Larche, fotografieren aus ungünstiger Position kurz vor La Condamine-Châtelart das Fort Tournaux oder Fort Maye oder Fort Ubaye (alle Namen hängen als Hinweis an der Auffahrt). Wie auch immer es heißen mag, es ist jedenfalls das Fort vom Vortag, was offenbar in den Berg gehauen wurde.

Kurz vor St. Anne an der Kapelle biegen wir links ab und kommen endlich auf Schotter. Ein schöner zweispuriger Weg ohne große Steigung. Später folgen ein paar Kehren und zwischendurch kreuzen wir ein Bächlein. Weitere Wasserläufe sind teilweise mit Holzplanken oder Kanaldeckeln überbrückt - aber Achtung: die bergseitigen Holzplanken sind brüchig und es fehlen größere Stücke.

Oben angekommen tut sich der langersehnte Tunnel auf.

Seitlich liegt ein Schild, daß jedermann Durchfahrt und Durchgang verbietet. Aber die Türen sind auf. Also gehen wir mal hinein. Es ist stockfinster. Die Taschenlampe haben wir erst gar nicht mitgenommen - mit ihrem schwachen Licht, hätte sie die Dunkelheit ohnehin nur vergrößern können. Es ist schon erbärmlich was ein Akku alles nicht leistet, wenn es darauf ankommt.
Im Tunnel ist schon nach wenigen Metern ein Stück Decke eingestürzt, durch das etwas Licht einfällt.

 

Viel weiter hinein gehen wir nicht mehr. Man kann kaum die Hand vor Augen sehen, der Boden ist glitschig und es gibt einige Pfützen. Das Ende ist nicht abzusehen - 500 Meter können sehr lang sein. Wir genießen noch ein wenig die Aussicht und machen kehrt.

Über Jausiers geht es wieder hoch bis zum Col de Restefond

Heute werden wir die Abkürzung über den Moutière befahren. Und wenn wir die Motorräder komplett auseinanderschrauben müssen. Unsere Motivation ist hoch. Erste Verwunderung kommt auf, als wir unser gelbes Baustellenschild (siehe 4.9.01) nicht mehr wiederfinden. An seiner Stelle steht nun ein echter Richtungsweiser, der uns darüber aufklärt, daß wir keine Abkürzung, sondern eine offizielle Straße Richtung Nizza befahren wollen. Freigegeben für Fahrzeuge unter 6 Tonnen...

Unser Schlammpfad präsentiert sich in völlig neuem Glanz. Er ist trocken und plattgewalzt. Der Boden weist eine ungeahnte Festigkeit auf und ist mit Leichtigkeit für praktisch jedes Fahrzeug fahrbahr. Sogar Autos passieren die Strecke jetzt wie nix. Wir fühlen uns ein wenig betrogen - die Stelle an der wir vor 3 Tagen eingesunken sind, müssen wir aber doch noch mal fotografieren:

Während dessen treffen wir zwei 1150er Gummikuhtreiber, die die Weiterfahrt nach Bayasse als ganz übles Pflaster bescheiben. Sie raten uns dringend davon ab, das ganze runter zu fahren. Wir haben ohnehin ziemlich gebummelt und hatten diesen Umweg ohnehin schon auf der Streichliste.
Allerdings sieht die Piste nicht so übel aus, wie beschrieben. Mit dicken Maschinen und Straßenreifen mag das ja wirklich ein Problem sein - oder aber man sieht die Gemeinheiten von oben nicht.
Wir fahren weiter über den Col de la Moutiere und mein Splitt-Rutsch-Stück: Auch hier eine Überraschung. Die Straße wurde ausgebessert, alle Löcher wurden mit reichlichst Splitt gefüllt. Wer immer da rüber fährt, nimmt einen Großteil des Splitts mit und verteilt ihn über die ganze Straße. Ein übler Eiertanz - nicht nur für mich. Auch BIG eiert durch die Rutschpartie.

Endlich am Pont Haut angekommen, können wir über vernünftige Straßen weiter nach Isola und den Colle della Lombarda fahren. Eigentlich haben wir noch etwas Zeit. Wir überlegen, ob wir den zumindest in der französichen Karte eingezeichneten Weg nach St. Anna mal ausprobieren sollen. Da kommen zwei französische Wanderer den Weg entlang. Wir fragen Sie, wo denn der Weg hinführt und ob wir ihn fahren können. Als sie verstehen, daß wir nicht laufen, sondern mit den Enduros fahren wollen, fallen sie fast aus allen Wolken. "Trop dangereux" - der Weg falle irgendwann steil bergab und sei zwischendurch auch schon mal abgerutscht. Wenn überhaupt ginge allenfalls eine Trail.

Wir glauben das mal und fahren zurück zum Hotel.

Statistik
Tageskilometer 209  
Startzeit 9:10 Uhr  
Endzeit 18:30 Uhr  
Denzel

Kz. 510

Col de Larche

  Kz. 507 Col de Parpaillon
 

Kz. 516

Col de Restefond, La Bonette
 

Kz. 432

Colle della Lombarda