8. September
2001 - Complet Wir verlassen unser Basislager in Italien und machen uns auf den Weg nach Frankreich (Tende). Wir fahren über Borgos und nehmen hinter Limone den Abzweig nach Limonetto um zum Colle di Tenda zu gelangen. Dort geht es aber links (nicht rechts) ab, dann kommt man auf eine weitere Straße, die zum Hotel Tres Ami führt. Hier schwant uns, daß wir es hätten viel einfacher haben können, wenn wir Denzels Empfehlungen nicht gefolgt wären. (Kurz vor dem Tenda-Straßentunnel geht rechts eine Straße ab, die direkt zum Colle di Tenda führt. Das mag ja ein paar Meter weiter sein, aber es fährt sich schneller und suchen muß man auch nicht.) Von hier aus schlängelt sich die Asphaltstraße in 17 Kehren auf den Berg hinauf. Wir halten Sie zunächst für den Colle die Tenda (ein Fehler der nicht nur uns unterlaufen ist). Tatsächlich handelt es sich lediglich um den Abzweig zur Ligurischen Grenzkammstraße (links). Rechts geht es (kurz auf Schotter) hoch zum eigentlichen Col. Hier gibt dann rechts ein Abzweig zur Baisse de Peyrefique, geradeaus gehts wieder hinunter nach Tende und links führt ein Weg zum Fort Central. Endlich! Bereits letztes Jahr hatten wir dieses Fort auf der Rechnung, konnten es aber wegen Weltuntergangswetter nicht anfahren. Ich kann es nicht mehr abwarten, wir müssen jetzt da hin. Und so sieht es also aus, das eigentliche Fort: Leider kann man nur mit ziemlicher Kletterei hinein - unterhalb des hier sichtbaren Erdgeschoßes gibt es im begehbaren Graben ein paar Fenster in Augenhöhe, die man per Räuberleiter erklimmen kann. Von da muß es irgendwie weiter gehen, denn etwa aus der Richtung hatten wir einen Trupp Autofahrer mit Schlafsäcken herauskommen sehen. Wir hoffen auf einen besseren Einstieg - vergebens. Über den
Burggraben zu springen ist jedenfalls keine Lösung, denn
auch im Eingangsbereich geht es steil hinunter. Nur der
Mittelblock sieht so aus, als ob er nicht einstürzt.
Mutige Naturen, so heißt es, besorgen sich eine Bohle im
Tal, legen sie über den Graben, fahren bis in den Hof
und holen die Bohle wieder ein. Hier ist alles begehbar - die Übernachtungsspuren unzähliger Camper sind nicht zu übersehen. Es gibt sogar zwei große Feuerstellen mit Grillrost. Es ist wohl war, wer immer hier mit Zelt unterwegs ist, muß hier übernachten. Das gehört zum guten Ton. Nur daß wir dieses Jahr auf das Zelt verzichtet haben. Ein paar Tage später werden wir erfahren, daß es nachts minus 10 °C kalt wird. Eine Erfahrung, die ich wohl nur mit Polarausrüstung überstanden hätte. Nach ausgiebiger Betrachtung der Unterkünfte machen wir uns auf, die legendären 48 Schotter-Kehren nach Tende hinunter zu fahren. Ohne Gepäck hätte das sicher mehr Spaß gemacht. Da hier reger Verkehr herrscht (Wochenende) kann man die Ideallinie eigentlich komplett vergessen. Bergwärts fällt die Straße dann auch noch in eine unangenehme Rinne ab und die schwer bepackte Domi läuft der Schräge (verläuft in Richtung Rinne) gern nach. Die Kehren sind ausgewaschen, aber mit schönen Anliegern. Sie sind aber so eng, daß man sie nur allein mit Spaß durchfahren kann. Auch zwei Motorräder kommen nicht wirklich gut aneinander vorbei. Je tiefer man kommt, desdo mehr Kehren sind asphaltiert. Irgendwann kommt man von dem schmalen Geschlängel auf die unendlich breit scheinende Passstraße, nur zwei Kurven vom Tunnel entfernt. Wir setzen
die Fahrt bis Tende fort. Die Touri-Information hat zu -
war irgendwie klar. Es besteht aber Hoffnung, daß es
sich nur um eine Mittagspause handelt. Also gibt`s erst
mal einen Snack. Und tatsächlich: die Info öffnet.
Nachdem ich da nun einmal drin war, kann ich beurteilen,
daß es kaum einen Unterschied macht, ob sie auf oder zu
ist. Denn die Info die man bekommt, ist nicht viel wert.
Die Preise stimmen nicht, Adressen gibt`s nicht und einen
Plan schon gar nicht. Da sind mir die Telefonnummern auch
keine Hilfe. Wir fahren also im Suchbetrieb die Gegend ab
und finden ganze 6Hotels die alle voll sind. Erst als bei
dem dritten Hotel das Schild "Complet" schon
auf der Rezeption steht, machen wir uns von der leicht
beleidigten Vorstellung frei, daß es sich um eine
Diskriminierung von Motorradfahren handelt. Wir merken
uns: Suche nie an einem Wochenende mit gutem Wetter ein
Hotelzimmer in Frankreich! Also das ganze kehrt. Wir verlassen Frankreich durch den Tende-Tunnel. In Limonetto ist so ziemlich alles geschlossen. Das Dörfchen scheint auch nur zur Skisaison zum Leben erweckt zu werden. Auf dem Weg nach Limone tut sich rechts ein Hotel auf. Davor stehen zwei Enduros aus Deutschland, eine KLE und eine Domi. Na wenn das kein Zeichen ist. Und wahrlich, wir bekommen ein Zimmer mit Balkon, eine Garage für die Motorräder und das ganze incl. Frühstück für 90.000 Lire. Alles klar - nur haben wir jetzt das falsche Geld in der Tasche.
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