5. September 2001 - Die untere Maria*
(* Es gibt zwei Schotterstraßen über die Bergkämme zwischen den Tälern Maira / Stura und Maira / Varaita. Ewig haben wir die Straßen verwechselt und Maria heißt keine von beiden. Aber egal, die untere Maria ist die Kammstraße, die auf der Karte unten liegt (Maira / Stura) und die obere ist ... - genau!)

In Demonte ist wohl kein Ersatzblinker aufzutreiben. Da müßten wir schon bis Bourgos fahren. Leider liegt das doch um etliche Kilometer neben unserer Route. Ein Blinker ist ja auch eigentlich nicht wichtig, mein Motorrad zeigt Verständnis und stellt erneut auch den Betrieb des verbliebenen vorderen Blinkers ein.

In Demonte geht vom großen Platz (mit Tankstelle) spitz links (von Vinadio aus gesehen) eine Straße nach San Giácomo ab. Das Dorf selbst muß recht unspecktakulär sein, denn wir haben es beide übersehen. Jedenfalls setzt sich die Straße als schönes schmales Sträßchen fort.


Vne dell Arma, zwischen S. Giacomo und Valcavera

 

 

Genutzt wird es wohl ausschließlich von Radlern und Kühen.

Es führt zum Col Valcavera, auf den sich nicht der geringste Hinweis findet, so daß wir eine Karten- und Denzelpause zu Orientierungszwecken einlegen.

Der Col Valcavera muß also die Gabelung sein, auf der wir stehen, also nehmen wir den linken Abzweiger. Richtung: Schotter. Ein Schild mit der Aufschrift "Colle dalla Bandia/Colle del Vallonetto" hilft uns auch nicht. Aber wir fahren jedenfalls mal dort hin. Der Weg ist grob geschottert, teilweise etwas ausgewaschen. Einzig anhand der Denzelskizze "navigierend" gehts an der nächsten Kreuzung rechts und ein Stück weiter nochmals rechts. Es folgt ein Stück ausgesprochen grob geschotterte Strecke, auf der wir zwei Wanderer treffen. Die Enduros sind nur mit ordentlichem Körpereinsatz auf Kurz zu halten, so daß ein Nicken zum Gruß ausreichen muß. Die Wanderer winken freundlich zurück. Das Ende des Weges wird von uns als Col de Mulo identifiziert.


Der Weg hinauf

Oben
Und nun?

Nach kurzer Pause, gehts wieder zurück. Wo wir eben rechts gefahren sind, nehmen wir nun den linken Weg. Der ist weniger grob geschottert, aber leicht als alte Militärpiste zu erkennen. Die Steinblöcke die früher mal ein einigermaßen gerades Kopfsteinpflaster ergeben haben sind nur noch teilweise vorhanden. Was bleibt sind Steinstufen und Auswaschungen. Es holpert und klappert und der Schweiß rinnt in Strömen.

Das was wir hier (linkes Foto) sehen, ist genau das,
was auch im Denzel abgebildet ist.
Also sind wir am Colle d'Anococcia.

Am Hochpunkt angekommen ist erneutes Kartenstudium angesagt. Dies soll doch eine Sackgasse sein. Unsere Karte kennt noch nicht mal diese Straße, Denzel bezeichnet sie als Sackgasse, aber es geht doch irgendwie weiter?!? Hier geht es jedenfalls erst mal ein Stück ziemlich steil wieder herunter - ob wir das auch wieder rauffahren können, wenn es wirklich eine Sackgasse ist? Wahrscheinlich, oder auch nicht. Also das ganze kehrt und zurück zur "Hauptstrasse".

Der oben ausgeschilderte Colle della Bandia weist noch ein paar Ruinen eines namenlosen Forts auf. Perfekt geeignet für eine kleine Nahrungsaufnahme.

Als wir gerade wieder aufbrechen wollen, treffen wir einen einheimischen Öhi, der von unseren Geräten ziemlich beeindruckt scheint. Besonders angetan hat es ihm der Umstand, daß ich eine Frau bin und nicht hinten drauf sitze. Die Unterhaltung ist zwar locker und flüssig, da aber keiner die Sprache des anderen spricht, fällt der Austausch von Informationen eher knapp aus. Erst einige Kilometer später wird mir klar, daß ich mit dem Hinweis auf die Kartenskizze unsere geplante Route hauptsächlich deshalb nicht deutlich machen konnte, weil der Mann vermutlich nicht lesen konnte. Irgendwie waren wir aber trotzdem alle mit dem Gespräch zufrieden.

Auf einem guten Erdpfad

ging es weiter zum Colle Magherina und Colle Cologna.

Auf einem sich schier ewig schlängelnden Erdpfad ging es weiter bis wir den Abzweig zum Refugio Gardetta fanden.

Nachdem mir nun schon das 100ste Murmeltier über die Straße gerast war, wollte ich die Pinkelpause nutzen um endlich eins zu fotografieren. Obwohl ich sicher war, es geschafft zu haben, ist es mir nicht gelungen, das Tier auf dem Foto wieder zu finden. Nach 20 Minuten stellte ich meine Bemühungen ein - es sollte uns auch später nicht gelingen so ein Tier aufs Foto zu bekommen. Obwohl es nicht an Exemplaren gemangelt hat. Jeder Tierfotograph hat von nun an meinen vollen Respekt - mein Nervenkostüm ist für so was jedenfalls nicht gemacht.

Suchbild mit Murmeltier
- ich habe es jedenfalls nicht wiederfinden können,
aber es muß drauf sein

Wir fahren bis zum Refugio. Bis hier ist es zwar recht grob geschottert, aber gut fahrbar. Die Sperrung des Weges vom Refugio aus weiter bergan, von der wir gelesen haben, können wir trotz Bemühens nicht finden. Also weiter. Jetzt wird der Schotter richtig grob und vor allem völlig lose, dafür wird die Straße schmaler. An einer Stelle, an der wir noch drehen können halten wir an und gehen die nächsten zwei, drei Ecken zu Fuß. Soweit zu sehen ist der Hang an drei Stellen abgerutscht. Die erste Abrutschung können wir betrachten: Ca. 100 bis 150 m ist die Fahrspur max. 2 Fuß breit, der Rest ist schweigen. Ob und wie es am Passo di Gardetta weiter gehen mag wissen wir auch nicht. Wir wollen es aber auch nicht herausfinden und kehren um.

Abrutschung: mit Zoom:

Die Qualität des Weges hat jedenfalls noch nachgelassen.

Das Refugio Gardetta von oben

Wieder zurück am Abzweiger zum Refugio nehmen wir die alte Strecke wieder auf und erreichen den Colle di Preit. Von hier an gehts auf breiter Spur über mehrere Serpentinen ins Tal.

Ziemlich bald sind wir zurück auf Asphalt. In Canosio halten wir uns rechts, Richtung Mamora und drehen eine Ehrenrunde durch Reinero (3 Karten voll mit Straßen die wir nicht finden, echte Straßen die in keinem der Pläne eingetragen sind, Schilder die einen direkt auf eine Vielzahl weiterer Kreuzungen führen, die ganz ohne Schilder auskommen - Survival auf italienische Art). Irgendwann kommen wir dann doch durch Valone di Marmora und erreichen die Passtraße zum Col d' Esischi. M.E. eine der beschissensten Asphaltstraßen überhaupt. Übersäht mit Löchern, Abrutschungen, Splitt (mein persönlicher Angstgegner), steile, scharfe und völlig unübersichtliche Kurven und seltene Randsicherungen, die den Namen eigentlich nicht verdienen, denn sie sind meist so baufällig, daß sie jeden Augenblick in`s Tal zu rutschen drohen. Und das soll eine Hauptverbindungsstraße sein?

Na ja, jedenfalls bringt uns diese "Straße" zum Colle del Vallonetto und den Col dei Morti

zurück zum Col Valcavera. Von da gehts wie gehabt zurück nach Demonte.

Statistik
Tageskilometer 105  
Startzeit 10:15 Uhr  
Endzeit 19:30 Uhr  
Denzel Kz. 429 Maira-Stura
  Kz. 428 Colle DÈsischie