13. September 2001 - Treffen am Grand Canyon

Gut vorbereitet erscheinen wir erstmals um 8:30 Uhr zum Frühstück. Wir hätten um 9:00 Uhr starten können, wenn wir nicht noch kurz den Luftdruck überprüft hätten. Der Conti ist in der Hinsicht ein totaler Verlierer - wie immer zu wenig Druck. Immerhin konnten wir die Gelegenheit nutzen und die Luftpumpe ausprobieren: 0,1 bar macht 10 mal pumpen. Mächtig anstrengend!

Wir passieren ein letztes Mal den Tenda-Tunnel und fahren bis hinunter nach Sospel über die breite und kurvenreiche Straße, wie sie sich bereits ab dem Tunnel ankündigte. Der Asphalt ist bestens in Schuß, doch durch die unmittelbare Nähe zum Felsen, der mitunter sogar über die Straße ragt, ist es eine interessante Strecke. Die Einheimischen sind mitunter mit atemberaubenden Geschwindigkeiten unterwegs.
Von Sospel bis hinauf zum Col de Turini folgt ein ewiges Gekurve. Obwohl es hier üblich ist, am Anfang der Straße ein Hinweisschild auf Kehren und unübersichtliche Kurven aufzustellen und darunter nur die Zahl zu notieren, hat man sich hier endschieden es anders zu machen. Es ist immer nur eine oder maximal 2 Kehren auf dem Schild. Leider ist das Schild manchmal kurz vor der Kehre aufgestellt, manchmal muß man aber auch noch durch 2 bis 5 einfache (nicht minder unübersichtliche) Kurven fahren, bis die Kehre kommt. So weiß man eigentlich nie, wann die nächste Kehre kommt und mir ist bis heute nicht klar, wo der Sinn liegt.

Oben auf dem Col stellen wir fest, daß wir für die paar mickrigen Kilometer fast 2 Stunden gebraucht haben - damit ist die Rundfahrt über L'Aution endgültig gestorben.
Kaum sind wir die Abfahrt herunter gekommen wird die Straße breiter und gerader. Endlich können wir Gas geben. Am Lac de Castillon gönnen wir uns ein kurzes Päuschen.

Kurz hinter Castellane beginnt dann auch schon die nördliche Glotzroute am Canyon du Verdon. Sehr zu unserem Leidwesen wird die Route (die trotz ihrer Eigenschaft als Hauptverkehrsstraße nicht besonders groß ist und Überholmanöver selbst für Motorräder nur eingeschränkt ermöglicht) von zahllosen Touristen genutzt. Alle haben viel Zeit und sind hauptsächlich mit mit dem Versuch beschäftigt, einen Blick auf den Fluß werfen zu können.
Wann immer Platz zum Überholen ist und der glotzende Bummeler vor uns seine Fahrspur nicht zum Zwecke der besseren Sicht unerwartet und vor allem ohne auf rückwärtigen Verkehr zu achten verläßt, kommt regelmäßig jemand entgegen. Als wir dann auch noch auf einen Bus auflaufen, machen wir völlig entnervt Rast. Der Vollständigkeit halber gibts auch noch ein Foto.

Sobald die Route sich etwas vom Fluß entfernt, gelingt das Überholen wesentlich besser und es geht noch einmal voran. Aber erst als wir endgültig am Fluß vorbei sind und plötzlich kaum noch jemand unterwegs ist, können wir noch mal ordentlich am Kabel ziehen. Um kurz vor halb fünf erreichen wir unser Hotel - meine Eltern sind schon da.

Wir richten uns ein und legen für die nächsten Tage die Motorradklamotten in den Schrank. Die Trennung von den schweren Crosstiefel fällt besonders leicht. Wir trinken auf der gemütlichen Terrasse der Mühle einen Kaffee und schwätzen erst mal ausgiebig mit den Eltern.

Abends machen wir einen Ausflug nach Moustiers. Für die Anfahrt zu dem netten - ein bisschen zu perfekt gemachten Dörfchen hätten wir sicher keine halbe Stunde gebraucht, wenn uns nicht eine fahrende Hütte aufgehalten hätte. Kein Scherz: Mitten in der Pampa endet unsere Straße vor einer quälend langsamen Kolonne, bestehend aus je einem wild blinkenden PKW und einem Trecker mit einem Anhänger auf der ein ziemlich großes Holzhäuschen stand. Die Karavane quält sich unter Bäumen durch und an oberirdisch verlegten Stromleitungen vorbei - der angrenzende Acker wäre für eine Enduro kein Problem; aber wir sitzen in der gut klimatisierten E-Klasse. Erst nach fast einer halben Stunde biegt die Hütte in Richtung eines Bauernhofes ab und gibt die Straße frei.

Ein völlig überteuertes Essen und ebenso unfreundliches wie hecktisches Personal vermiesten uns den Ausflug doch ein wenig. Als wir in die gemütliche Mühle zurückkehrten beschlossen wir, morgen doch lieber hier zu essen.

Statistik
Tageskilometer 284  
Startzeit 9:00 Uhr  
Endzeit 16:20 Uhr  
Denzel Kz. 521 Col de Turini
  Kz. 528 Grand Canyon du Verdon